Kleines Gespräch mit meiner Seele
Ich gehe brav zur Arbeit.
Ich bin selten krank und arbeite bis zur Erschöpfung.
Ich komme nach Hause, erledige noch eben die wichtigen Dinge, wie Essen kochen und ein bisschen aufräumen.
Dann geht es aufs Sofa. Und von da am besten nicht mehr runter. Ich habe keine Energie mehr. Kraft schon… aber keine Energie.
Ich bin ausgelaugt und brauche den Rest des Tages zum Erholen.
Nachts kann ich nicht schlafen. So viele Dinge, die heute wieder unerledigt waren. So wenig Zeit, die ich mir für mich genommen habe.
Für Dinge, die mir Energie geben anstatt nehmen. Ich bin gut im Geben. Nehmen war noch nie meine Stärke.
Aber ich bin stolz auf mich.
Ich bin ja schließlich, wie jeden Tag, arbeiten gegangen. Habe meinen Soll auf der Arbeit erfüllt und, da bin ich mir sicher, habe mehr geleistet als so manch anderer.
Ich bin ein guter Mensch.
Und doch bin ich so gar nicht stolz auf mich.
In mir ruft eine Stimme, dass sie müde ist, dass uns die Erfüllung fehlt. Wo ist die Lust und Freude an dem, was wir tun?
Aber so leid es mir auch ist, zur Arbeit zu fahren.
Wenn ich da bin, bin ich doch gut zufrieden.
Ich freue mich auf meine Kollegen, habe Spaß und bin sehr bemüht meine Aufgaben alle zu erledigen, was ich meist auch schaffe.
Kunden gehen, dank meiner Art und Weise, glücklich und zufrieden aus dem Laden und ich bekomme regelmässig mein Geld, von dem ich gut leben kann.
Warum etwas ändern? Oder soll ich wirklich etwas ändern?
“Wovon träumst du, wenn du deinen Arbeitsalltag lebst?”
Davon, nicht arbeiten zu müssen. Meinen Tag nach meinen Bedürfnissen zu gestalten und frei zu sein. Dinge zu tun, die mich wirklich erfüllen und die mich glücklich machen. Aber geht es uns nicht Allen so?
“Nun hast du seit 3 Wochen einen Krankenschein und bist nicht wirklich eingeschränkt. Wie ist das für dich?”
Schön und grausam zugleich. Ich habe noch nie so viele Dinge gemacht und so sehr auf meine Seele gehört, wie in dieser Zeit. Aber ich habe auch ein schlechtes Gewissen. Meinem Arbeitgeber gegenüber, weil ich nicht arbeiten gehe und Geld “fürs nichts tun” bekomme. Meinen Kollegen gegenüber, weil sie meine Arbeit mitmachen müssen. Meinem Partner gegenüber, weil er täglich los geht, schwitzt und unregelmäßigen Schlaf bekommt und ich sitze zuhause rum.
Eigentlich wollte ich schon viel eher wieder arbeiten gehen, aber mein Arzt meinte, dass es besser sei den Damen noch länger zu schonen.
Außerdem kommen die Schmerzen immer wieder. Darum wollte ich ja auch im September mit den Stunden runter gehen. Weniger arbeiten, weniger Geld und mehr Zeit für mich. Aber kann ich und werde ich das überhaupt nutzen, oder bin ich dann so damit beschäftigt darüber nachzudenken, wie viel Geld mir damit durch die Lappen geht?
Ich habe ein Business, bei dem noch gar nichts läuft. Ich habe alles aufgebaut. Meine Homepage, meinen Shop, Newsletter, ich bin in Social Media aktiv, aber ich bekomme keine Anfragen. Keiner will mein Angebot. Da wäre also eine weitere Angst. Was, wenn das alles nicht läuft, wenn keiner meine Angebote nutzt, meine Arbeit nicht will oder nicht zufrieden ist?
Es wird immer gesagt, dass die Leute immer weniger Geld haben. Alles wird teurer. Wie naiv von mir, zu glauben, dass sie dann meine Sachen buchen. Dass sie von mir eine Beratung möchten. Für soviel Geld. Das ist für mich so unwahrscheinlich und macht mir auch Angst.
Ich habe Angst und Angst und Angst und Selbstzweifel. Ich glaube nicht an meinen Erfolg. Wie soll es dann funktionieren?
Was soll mein Mann dazu sagen? Wenn kein Geld rein kommt mit meinem Business? Wenn ich weniger regulär arbeiten gehe und mehr zuhause sitze und nichts passiert? Ich möchte doch, dass die Leute stolz auf mich sind, dass sie zu mir rauf sehen.
Ich bin doch ein guter Mensch. Ich gehe arbeiten, verdiene ein festes Gehalt und bekomme kein Lob. Weder von meinem Chef, noch von meinen Kollegen etc. Und nun sitze ich zuhause mit einem kaputten Daumen und habe ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht wenigstens mit den anderen neun Fingern und meinem Körper arbeite?
Was genau läuft bei mir falsch? Aber nicht nur bei mir. Gefühlt bei den meisten Menschen die ihrer Arbeit nach gehen. Verantwortung haben wollen, aber keine Verantwortung dafür übernehmen wollen.
Was erwartet mich, wenn ich zurück komme auf die Arbeit? Wenn ich wieder da bin und dann sage, dass ich die Stunden reduzieren möchte?
Wann geht es mit meinem Business los? Geht es überhaupt los? Wann weiß man, ob ein Business Sinn macht, oder ob man lieber alles wieder einstampft?
Danke für die Erfahrung. Ich bin dann mal wieder in meinem Hamsterrad und versuche vor mir selbst davon zu rennen.